Donnerstag, 30. Mai 2013

sei, wer du bist? - nicht im ernst!... oder?

gedanken zur persönlichkeitserziehung... oder doch zur sozialen (un?)kultur im allgemeinen?

meine mutter sagte heute:
wenn wir genauso sein könnten, wie wir tatsächlich sind, dann wären wir für alle anderen am besten zu ertragen.

warum aber erziehen eltern dann ihre kinder?
damit meine ich weniger solche dinge wie tischmanieren oder alltägliche umgangsformen. gemeint ist das verbiegen der kinder in etwas anderes, weil man sie so, wie sie sind, nur so schwer aushält. weil sie laut und wild, intensiv, aggressiv, leise, in sich gekehrt, launisch, zen, unkommunikativ oder zu kommunikativ sind.

menschlich ist, dass es eigenschaften gibt, die man verdammt schwer aushält an anderen menschen, selbst wenn diese menschen die eigenen kinder sind. gut. so ist das eben. irgendwie ist das auch ok.

ich frage mich nur: jedes kommunikationstraining lehrt ich-botschaften. den kindern kommt man mit du-sollst-anders- oder du-bist-falsch-botschaften bei. enden wir beim therapeuten, versucht der mühsam uns beizubringen, zu sein, wie wir sind, sprich: ursprünglich mal waren (!), und das dann auch noch ok zu finden, nachdem man uns seit kindesbeinen (und weiter in der pubertät, und weiter im erwachsenenleben) ununterbrochen erklärt, wir seien so, wie wir sind, eben gerade nicht ok, denn wir sind ja unpassenderweise ... laut und wild, intensiv, aggressiv, launisch, zu kommunikativ... etc...

was bitte, soll das?

ich denke, meine mutter - die sich übrigens in der tradition der oben genannten verbieger sieht und das inzwischen ausgesprochen kritisch betrachtet - hat recht: wären wir alle, wie wir sind, wir könnten uns alle gegenseitig leichter ertragen.

denn nichts, wirklich nichts - so lehrt schmerzlich die erfahrung - funktioniert weniger zwischen menschen als verstellung, verbiegung, anpassung. klar, an der oberfläche erleichtert das alles das zusammenleben ungemein. aber dummerweise liegt unter der oberfläche eine menge intuition. selbst menschen, die sich wahnsinnig weit von ihrer intuition entfernt haben (i.e. sie konsequent ignorieren), haben antennen. sie werden sich der entsprechenden wahrnehmung zwar meist nicht oder nur sehr selten bewusst, aber sie reagieren trotzdem darauf: irritiert. wenn man glück hat. böse. wenn man pech hat. 

fazit?

ein paar vorschläge:
- auch kinder und jugendliche darf man mit respekt vor deren natürlicher persönlichkeit behandeln... was verbogen wird, muss später wieder gerade gebogen werden. und manchmal brechen die dinge dabei...
- sendet ICH-botschaften: nicht: "du nervst!" sondern: "ich bin genervt!" -> folglich ist es auch meine (nicht deine!) verantwortung, der sache abhilfe zu schaffen: z.b. indem ich weggehe...
- warum muss mir im erwachsenenalter mühsam jemand beibringen, meiner natur entsprechend zu denken, zu fühlen, zu handeln, wenn ich das irgendwann in meinem leben mühelos beherrscht habe? ich möchte ja den therapeuten nicht ihren broterweb ruinieren (naja, in diesem punkt eventuell schon ein wenig^^), aber: was für eine energieverschwendung!

könnte man nicht an alle dies denken im umgang mit jenen, die uns an vertraut sind? bitte!

sagt nicht eine beliebte postkartenweisheit etwas über flügel, die wir den kindern geben sollen? einfacher wäre es, sie ihnen ganz einfach nicht zu stutzen. sie kommen nämlich damit auf die welt.

2 Kommentare:

  1. Ich schließe mich dir in den meisten punkten an, ganz besonders dahingehend, dass eltern ihre kinder zu einem ideal zu verbiegen suchen, dem die kinder eigentlich nicht entsprechen.
    Gerade die typischen Hochleistungsmütter, die ihre Töchter 5mal die woche ins ballett bringen, um ihre eigenen Träume zu verwirklichen.
    wenn mein kind aber züge aufweißt, die bedenklich sind, muss ich es ja "verbiegen", vllt zu seinem eigenen besten.
    Ich denke hier an sadistische züge oder extreme soziale inkompetenz jeder art. lasse ich das kind weiter in diese richtung wachsen, wird es in seinem weiteren leben nur schwierigkeiten haben.
    Das sind aber natürlich außergewöhnliche umstände. in normalen fällen stimme ich zu, das kind soll zu dem heranwachsen, was es einfach ist.
    natürlich haben wir dennoch wünsche, wie das kind werden soll und gewisse werte, die wir vermitteln wollen. das ist denke ich auch möglich, aber nur durch vorleben. wenn wir selbst nicht das leben, was wir anderen vermitteln, können wir es nicht glaubhaft vermitteln.
    Ich merke zur zeit sehr, welchen großen einfluß ich als trainer/mitsportler/bekannter auf jugendliche in meiner umgebung habe und wie sie ihr verhalten stellenweise meinem anpassen, obwohl ich das nicht bewusst wollte. welchen einfluß oder vorbildsfunktion müssen dann erst eltern haben (bis zu einem gewissen alter des kindes natürlich ;))? Man sollte meinen, das wäre genug um einen großteil der eigenen werte zu vermitteln.
    Und selbst wenn es nicht zu einem ebenbild des eigen selbst heranwächst, wäre es nicht sinnvoller die "auffälligkeiten" der kinder in bahnen zu lenken, in denen es diese charaktereigenschaft ausleben kann?
    Als sportler hab ich natürlich ein hibbeliges Kind im kopf, das seine umgebung durch zu viel energie nervt. einfache lösung in sicht. und auch bei anderen, ähnlichen "problemen" gibt es entsprechende lösungen, die für alle seiten schöner wären.
    diese sind allerdings oft mit aufwand verbunden, oder mit kosten. da ist es natürlich eher einfach, das kind zu verändern.
    also wenn mein kind jetzt irgendwann mal doch ein kleiner, schwächlicher Knirps mit hornbrille wird, dann werde ich ihn wohl nicht zum bund schicken, damit die einen mann aus ihm machen.
    well, wouldn´t uniformity be boring? :)

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  2. ich denke, selbst wenn ein kind bei einem um eigenschaften geht, die gesellschaftlich gesehen inakzeptabel erscheinen, sollte man sehr aufpassen, in welche richtung dieses "verbiegen" geht, denn: dem kind zu sagen, DU bist nicht ok, ist meines erachtens immer sehr kritisch. ihm jedoch zu sagen, ICH komme damit nicht klar, wie du dich aufgrund dieser eigenschaft verhältst, andere eventuell auch nicht. ihm zu zeigen,was bestimmte handlungsweisen mit anderen machen, das ist erziehung. erziehung ist sicher sinnvoll und in ordnung. einem kind das gefühl zu geben, es sei nicht ok, das ist NIE in ordnung.

    selbst mit sehr "problematischen" eigenschaften kann man ein mensch sein, der in sich ruht und anderen nicht schadet. dazu muss man aber "gelernt" haben, dass man so SEIN darf, wie man ist. das verhalten anderen gegenüber ist bieg-bar. zwei paar stiefel... finde ich.
    und in diese richtung geht dann auch das "in-bahnen-lenken", das du ansprichst: verhaltensalternativen zeigen, ohne das ganze kind in frage zu stellen. gut.

    und genau das geschieht viel zu selten, weil zu viele menschen zu viele muster im kopf haben, die sie diesen umgangs-weg nicht gehen lassen. denn um die funktionierenden verhaltensalternativen zu erkennen, muss man erstmal das kind anschauen und un möglichst vorbehaltlos sehen, wie es IST.

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